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Tag der Marke 2012

Erster amtlicher Postflug in Deutschland !

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Bericht zum 13. September 2012:

Erste deutsche amtliche Postflüge in Heidelberg und Mannheim am 19. Mai 1912

Vor 100 Jahren, genauer gesagt am 19. Mai 1912, fanden die ersten amtlichen Postflüge in Deutschland statt.

Es wurden damals drei Überlandflüge mit Postbeförderung durchgeführt: zwei von Heidelberg nach Mannheim und einer von Mannheim nach Heidelberg.
Die beiden in Heidelberg gestarteten Flüge landeten früher in Mannheim als der dort gestartete Flug in Heidelberg.

Im Detail:

  • Heidelberg: Start der Rumpler-Taube mit dem Piloten Heinrich Lübbe in Heidelberg um 17:51 Uhr, Ankunft in Mannheim um 18:03 Uhr.
  • Heidelberg: Start des Jeannine-Eindeckers mit dem Piloten Karl Krieger in Heidelberg um 17:56, Ankunft in Mannheim 18:07 Uhr.
  • Mannheim: Start des Wright-Doppeldeckers mit dem Piloten Oskar Abramowitsch in Mannheim um 18:23, Ankunft in Heidelberg um 18:47 Uhr.  

Alle beteiligten Piloten steuerten ihre Flugapparate nach der Übergabe der Post und nach kurzen Schauflügen wieder auf das Abflug-Gelände zurück.

Emil Jeannine war zwar auf dem Fluggelände in Heidelberg, den von ihm konstruierten Eindecker steuerte aber Karl Krieger. In Mannheim kam es zu einigen Zwischenfällen. Sidney Hall gelang es nicht, mit seinem Flugapparat in Mannheim abzuheben, des schlechten Benzins wegen, wie er sagte. Eines defekten Kühlers wegen, wie eine Zeitung schrieb. Der ganz kurzfristig engagierte, und deshalb nicht angekündigte Pilot Bechler, auf einer in Mannheim erbauten Konstruktion, Pipart-Noll-Eindecker, stürzte beim Startversuch ab. Das gleiche Schicksal erlitt der zuvor ebenfalls nicht angekündigte Pilot Senge, der erst am Tage davor die Piloten-Lizenz erworben hatte, mit einem Hübner Eindecker.

Auf beiden Fluggeländen hatte die Reichspost Poststellen eingerichtet. In Heidelberg im Exerzierschuppen des Exerzierplatzes (heute Flugplatz Pfaffengrund) ab 14 Uhr und in Mannheim im Verwaltungsgebäude der Rennbahn (heute Luisenpark) ab 12 Uhr.

Es waren rund 35 000 Briefe und Karten zur Beförderung eingeliefert worden. Die Veranstalter hatten mitgeteilt, dass in Mannheim rund 25.000 und in Heidelberg etwa 10.000 Sendungen aufgegeben worden seien. In einer von Stenger und Conde de Matzenau selbst als Versuch der Katalogisierung von Flugpost bezeichneten Veröffentlichung aus dem Jahre 1921 ist vermerkt, dass davon "nur 2.900 durch die Luft befördert werden (konnten)." Wie in Katalogen meist üblich: Erläuterungen oder Belege für diese Feststellung sind nicht veröffentlicht. Womöglich konnte der Wright-Doppeldecker, Alleinstarter in Mannheim, die große Zahl der dort eingelieferten Postsendungen nicht aufnehmen.

(Quelle: Horst Schmollinger: Erster amtlicher Postflug in Deutschland: Heidelberg-Mannheim und Mannheim-Heidelberg - ArGe Tag der Briefmarke)

Zu Ehren dieses für die Postbeförderung epochalen Ereignisses hat das Bundesministerium der Finanzen am 13. September 2012 ein Sonderpostwertzeichen zum Tag der Briefmarke herausgebracht. Es zeigt einen Postkartenausschnitt mit dem damaligen Sonderstempel "Flugpost Mannheim-Heidelberg". Dieser Stempel wurde 1912 auf die Sonderpostkarten abgeschlagen, die in Mannheim eingeliefert wurden. Die Heidelberger Sonderpostkarten erhielten den Sonderstempel "Flugpost Heidelberg-Mannheim".

Im Rahmen einer Feierstunde auf dem City Airport Mannheim wurde am Ausgabetag um 11.00 Uhr die neue Briefmarke offiziell übergeben. Zu den mehr als 70 Ehrengästen zählten u.a. der Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, Dr. Peter Kurz, der Vorsitzende des Aufsichtsrats des City-Airport Mannheim, Bürgermeister Michael Grötsch, der Präsident des Bundes Deutscher Philatelisten (BDPh), Dieter Hartig, und der Vertreter der Deutschen Post AG, Lutz Richter.

Die musikalische Umrahmung gestaltete die Band USED von der Popakademie Mannheim. Mit den Musikstücken "Mr. Postman", "Über den Wolken" und "Return to Sender" trafen sie genau den Geschmack der Festteilnehmer.


OB Dr. Kurz, Mannheim                     Dieter Hartig, BDPh

Nach der Begrüßung durch Dieter Hartig sprach Dr. Kurz das Grußwort der Stadt Mannheim. Er hob dabei die großen technologischen Leistungen der Quadratestadt hervor - wurden doch hier 1817 das lenkbare Laufrad von Karl Drais (Draisine), und 1885 das erste Automobil von Carl Friedrich Benz (Benz Patent-Motorwagen Nummer 1) erfunden. Dass der erste Postflug zwischen Mannheim und Heidelberg stattfand, passe sehr gut in diese Tradition.

In seinem Festvortrag ging Dieter Hartig auch auf die Entstehung des "Tag der Briefmarke" ein. Der Tag der Briefmarke (TdB) geht auf eine Idee von Hans von Rudolphi zurück und wurde erstmals im Dezember 1935 in Österreich begangen und sollte auf die Bedeutung der Briefmarke für die Post und die Allgemeinheit durch Ausstellungen, Sondermarken, etc. hinweisen.

In Deutschland wurde der Tag der Briefmarke zum ersten Mal am 7. Januar 1936, dem Geburtstag von Heinrich von Stephan, begangen. Bis zum Zweiten Weltkrieg war dann der auf den 7. Januar folgende Sonntag dafür vorgesehen. Nach 1948 wurde der Tag auf den letzten Sonntag im Oktober verlegt. Inzwischen feiert man diesen Tag regional zu unterschiedlichen Zeiten in Deutschland. Im Südwesten z. B. findet diese Feier 2012 am 25. Oktober in Sindelfingen statt, im Rahmen der Internationalen Briefmarken-Börse.

Nach dem Festvortrag überreichte Lutz Richter von der Deutschen Post im Auftrag des Bundesfinanzministeriums das neue Sonderpostwertzeichen "Erster amtlicher Postflug in Deutschland 19. 5. 1912". Die Marke wurde in drei roten, drei grünen und zehn weißen Mappen an ausgewählte Ehrengäste übergeben. In den Mappen befanden sich je ein Zehnerbogen der Sondermarke gestempelt und postfrisch.

Zu Ende der Feierstunde lud Dieter Hartig die Anwesenden zu einem kleinen Imbiss (Kürbiscremesuppe) und alkoholfreien Getränken.

Der Briefmarkensammler-Verein Heidelberg und Rohrbach 1891 e.V. hatte für diese Feier 20 Ausstellungsflächen nach Mannheim gebracht. Darin wurden in sieben Flächen eine Sammlung "Luftpost in Mannheim 1912-1932" von Kuno Fuchs, Mannheim, gezeigt. Außerdem konnte man ein Exponat "Tag der Briefmarke" von Horst Schroth bewundern. Die weiteren Sammlungen "Legenden der Philatelie", "Ansichtskarten von Heidelberg", "Olympia auf deutschen Briefmarken" und "Heidelberger Sonderstempel" boten für jeden Besucher etwas. Den ganzen Tag (von 9.00 bis 16.00 Uhr) fanden die ausgestellten Sammlungen großes Interesse.

Vor dem Veranstaltungsgebäude hatte die Deutsche Post mit ihrem "Team Erlebnis Briefmarke" unter der Leitung von Volker Stickel ihr Zelt aufgeschlagen. Dort konnte man neben Briefmarken und verschiedenen Philatelieprodukten auch den Sonderstempel zu der Veranstaltung erhalten.

Der Bund Deutscher Philatelisten hatte für die Veranstaltung einen Sonderbriefumschlag mit einer Gesamtauflage von 5.000 Stück hergestellt. Diese Briefe trugen neben der neuen Sondermarke und einem passenden Motiv auch einen Flugbestätigungsstempel, denn alle Belege wurden um 14.00 Uhr tatsächlich mit einem Flugzeug von Mannheim nach Heidelberg und zurück geflogen.

Das Medieninteresse war groß: Bereits im Vorfeld der Veranstaltung erschienen Presseberichte im Mannheimer Morgen und einigen anderen Zeitungen. Ein Interview zu der Veranstaltung mit dem Vorsitzenden des BSV Heidelberg und Rohrbach, Christian Klouda, wurde am Montag, den 10. September, aufgenommen und am Veranstaltungstag im SWR-Radio mehrfach ausgestrahlt. Auch in den SWR-Rundfunk-Nachrichten wurde auf die Veranstaltung hingewiesen. Pressevertreter der Bild-Zeitung Rhein-Neckar, der Deutschen Presse-Agentur (DPA), des Kurpfalz-Radios und ein Fernsehteam des SWR waren vor Ort und berichteten über die Veranstaltung.

Christian Klouda

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